Dienstag, 31. Dezember 2013

Fotografieren mit Cinefilm VIII - oder: Heckmeck, Dreck weg!


Es gibt wieder Neuigkeiten hinsichtlich rem-jet, liebe Leser!

Und zwar habe ich mich vor einigen Tagen mal für ein paar Stunden in die Küche gestellt und mit Waschsoda herumexperimentiert. Klar war ja bereits, dass diese Kohle-Polymerschicht in einem Millieu mit erhöhtem pH-Wert löslich wird. Nach diesem Datenblatt erreicht eine zehnprozentige Lösung von Waschsoda in Wasser einen pH-Wert von ca. 11,5. 

Nun, ich habe viele verschiedene Dinge ausprobiert: Kaltes und warmes Wasser, ganz wenig bis ganz viel Waschsoda, schwaches und starkes Schütteln, Nachspülen unterm Wasserhahn und bloßes Schwenken in klarem Wasser. Gelöst habe ich das Waschsoda in 250ml Wasser; der Übersichtlichkeit halber gebe ich die Mengen im Folgenden aber stets pro Liter an.

Es nützt nicht viel, wenn die rem-jet-Schicht unter stark fließendem Wasser runter geht, aber nicht durch Schütteln in der Entwicklungsdose. Daher habe ich die Experimente daraufhin optimiert. Ich habe keine Lust, im Dunkeln mit einer großen Schüssel Wasser etc rumzuhantieren. Das Ziel war eindeutig, dass die Beschichtung durch ein Vorbad in der Dose runtergeht, das vor die eigentliche Entwicklung geschaltet wird.

Das für mich ideale Vorgehen habe ich durch die Tests gefunden, und es sieht folgendermaßen aus:
  • 20 gehäufte Teelöffel Waschsoda (kalziniert) auf einen Liter mit Wasser auffüllen.
  • Diese Lösung kommt dann noch vor der Vorwässerung des C-41-Prozesses in die Entwicklungsdose.
  • Kaum da die Lösung in der Dose ist, diese gleich wieder in den Vorratsbehälter zurückkippen.
  • Klares Wasser in die  Entwicklungsdose einfüllen und sofort ununterbrochen 30 Sekunden lang kräftig in alle Richtungen schütteln. 
  • Das Zwischenwasser ausgießen und den nun quasi rückstandsfreien Film dem weiteren C-41-Prozess zuführen (Vorwässerung, Entwickler, Zwischenwässerung, Bleichen, ...)

Ich habe das Ganze mit einem Testfilm durchgespielt, bei dem ich eine komplette Belichtung zur Erleichterung der optischen Prozesskontrolle in Kauf nahm. Nach der dem Sodabad folgenden Wässerung bot sich mir folgendes Bild:


Die Filmrückseite ist durch die Vorbehandlung hervorragend vom Rem-Jet befreit.


Ein paar Anmerkungen dazu:
  • 20 gehäufte Teelöffel kalzinierte Soda entsprechen meiner Dosierung zufolge etwa 100g. Das ergibt dann zufällig auch die zehnprozentige Lösung aus dem oben verlinkten Datenblatt. Indikatorstreifen oder ähnliches hab ich keine und Chemie war auch wirklich nie mein Fach, aber da habe ich wohl eine Lösung mit dem pH-Wert 11,5 gezaubert.
  • Die Sodalösung kann man mehrfach benutzen. Wie oft ist noch nicht klar. Nach ein paar Testläufen habe ich jedenfalls noch keine Verschlechterung feststellen können.
  • Ideal wäre es natürlich, wenn auch die Lösung als neuer Teil des Prozesses auf die spätere C-41-Prozesstemperatur gebracht würde (bei mir 25°C). Es funktioniert aber auch bei kälteren Temperaturen.
  • Äußerst interessant: Es tritt keinerlei Verbesserung bzw. kein weiteres Entfernen der Schicht auf, wenn man die Prozedur wiederholt. Einmal auf der Filmrückseite verbliebenes Rem-Jet geht ohne mechanisches Reiben nicht wieder runter!
  • Bei meinen Vorversuchen hat sich herausgestellt, dass sich die Beschichtung nicht komplett entfernen lässt, wenn man beispielsweise einen Filmstreifen nach der Sodalösung ins anschließende Wasserbad taucht und wieder herauszieht, ohne alles abzuwaschen. Es scheint, dass man keine Chance mehr hat, sobald der Film einmal "zu lange" aus dem Wasser draußen ist. Wie lange "zu lange ist", ist fraglich. Anscheinend gibt es aber durch den Kontakt mit Luftblasen beim Schütteln der Entwicklungsdose keine Probleme.
  • Ich habe zwar einen ganzen Liter Sodalösung angesetzt, aber immer nur ca. 500ml davon benutzt, da alle Versuche stets mit nur einer Spirale gelaufen sind. Ob das Entfernen mit dem Schütteln der Dose und allem Drum und Dran bei zwei Spiralen und "voller Dose" genauso gut funktioniert, ist noch nicht geklärt.
  • Nicht wundern, wenn die Sodalösung nicht grau/schwarz aus der Dose kommt. Die Färbung bekommt erst das Wasser der anschließenden Wässerung ab:

Das Wasser der anschließenden Wässerung aufgefangen.
 
Ein bisschen Rem-Jet ist bei einer der hinteren Wicklungen des Films leider doch zurückgeblieben.


Die Rückstände ließen sich aber durch sanftes Wischen mit dem Finger unter laufendem Wasser sehr leicht entfernen. Möglicherweise wäre es auch ganz einfach durch eine zweite Wässerung weggegangen, die ja mit der ordentlichen Vorwässerung des C-41-Prozesses ohnehin folgt.





Was zudem noch nicht getestet ist, sind die Auswirkungen des Sodabads auf die Filmemulsion. Das hier Gezeigte erlaubt noch keine Beurteilung, ob die Qualität der Negative unter dem Prozedere leidet. Hierfür muss noch ein Versuch mit einem tatsächlich belichteten Film durchgeführt werden. Alles in allem bisher aber ein Erfolg. Wie immer gilt: Wenn Fragen sind, immer fragen!

Viel Spaß mit den Ergebnissen; ich wünsche allen meinen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Samstag, 14. Dezember 2013

Fotografieren mit Cinefilm VII - oder: Wer hat Angst vorm schwarzen Mist?

Kinder, es ist wieder soweit - Artikelzeit. Diesmal geht's um das leidige Thema Rem-Jet-Entfernung.

Nachdem bei meiner ersten Cinefilm-Entwicklung ja vermutlich Rem-Jet-technisch ein bisschen was in die Hose bzw. auf die Emulsionsseite gegangen ist (vgl. hierzu vor allem die dunklen Bilder in meinem flickr-Album), war klar, dass die Schicht am besten vorher runter muss. Wie schon im zweiten Artikel erwähnt, fand ich - ebenfalls auf flickr - den Hinweis, dass die ganze Gymnastik mit Hilfe von Soda relativ gut zu absolvieren sein soll. "Baking Soda", was ich frei mit "Natron" übersetzt habe, war nicht im Haus, so dass ich auf Waschsoda zurückgegriffen habe:

Hat mich keine zwei Euro bei Rossmann gekostet.

Das ist angeblich eh noch etwas basischer. Die Kodak-Spezifikation verlangt unter anderem zwar nach Kaliumcarbonat bzw. -bicarbonat, aber der Ausschlag gebende Punkt ist denke ich einfach, dass das Vorbad alkalisch sein muss, um die Rem-Jet-Beschichtung anzulösen. Und das kriegt man mit Waschsoda aka Natriumcarbonat auch gut hin.

Ich habe einen Filmstreifen abgeschnitten, der auch die realistische Länge von ca. 36 Bildern hatte und auf eine Spule gefädelt. Diese kam dann auf die "Mittelsäule" der AP-Entwicklungsdose und wurde mit dem dafür vorgesehenen Clip in der unteren Position fixiert. Alsdann habe ich die Dose bei nicht aufgesetztem Deckel bis ca. einen Zentimeter über Spulenhöhe mit wasserhahnmaximalwarmem Wasser gefüllt. Dort kamen dann fünf Teelöffel Waschsoda rein und wurden unter Rühren gelöst (ging schnell). Schnell war auch die Filmspule mit Mittelsäule reingepackt und der Deckel aufgeschraubt. Dann habe ich die ganze Dose ca. 30 Sekunden lang wirklich heftig in alle Richtungen geschüttelt und anschließend noch eine Minute stehen gelassen.

Beim Auskippen ergoss zwar leicht rosa- bis lilafarbenes Wasser ins Waschbecken, aber zu meinem Entsetzen war es kein bisschen schwarz bzw. grau. Da der Film sowieso zum Testen geopfert werden sollte, habe ich die Dose geöffnet und mir den Film angeschaut bzw. ihn begrabbelt. Die Rem-Jet-Schicht war zwar noch komplett unversehrt, bei leichtem Drauflangen ging aber ganz locker was ab. Also wieder zugeschraubt, erneut wasserhahnmaximalwarmes Wasser rein und wieder geschüttelt wie gehabt. Ohne große Hoffnung das Wasser ausgegossen und - o Wunder - es ergoss sich eine deutlich graue Brühe ins Waschbecken. Nach der ersten Betrachtung sah das Ganze dann so aus:

Schon ganz schön gut.

Zufrieden gegeben habe ich mich damit allerdings noch nicht, sondern wollte es genauer wissen. Also hab ich diesmal satte 20 Teelöffel Waschsoda im Wasser aufgelöst (da bremst's beim dran Riechen) und wieder geschüttelt wie ein Blöder. Beim anschließenden Spülen mit Wasser kam das Wasser allerdings relativ klar raus. Ein bisschen grau vielleicht noch, aber wirklich nur marginal. Etwas enttäuschend, aber ich war doch froh über den Erfolg, den ich mit so einfachen Mitteln erreichen konnte. Entspult bot sich mir dann folgendes Bild:

Im Ganzen nichts Neues.

Interessant ist vielleicht die "anders lilane" Stelle etwas links von der Mitte, neben den großen Rem-Jet-Resten. Dort habe ich vor der Waschsoda-Prozedur mit Seife eine kleine Stelle von der Beschichtung befreit. (die Leser des zweiten Artikels erinnern sich vielleicht). Warum sich hier eine leicht andere Färbung ergeben hat, kann ich mir bisher nicht erklären. Um ehrlich zu sein, habe ich auch nicht großartig darüber nachgedacht.

Das hat alles also alles ziemlich gut funktioniert und unter laufendem, warmem Wasser ging mit ganz leichtem Rubbeln (auch ohne Seife) der restliche Dreck locker-flockig vom Film runter. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten:

Wär ja auch zu schön gewesen.

Wie man leicht sieht, hat sich auf der Emulsionsseite leider ein bisschen Rem-Jet festgesetzt. Ich bin mir sicher, dass dadurch auch die eingangs erwähnten Flecken auf den Bildern des ersten Films entstanden sind. Da ich erstmal keine Zeit mehr hatte, habe ich versucht, dem Problem am nächsten Tag beizukommen und habe ganz schmerzfrei mit mittlerer Gewalt unter fließendem, warmem Wasser über die betreffenden Stellen gerubbelt. Mit viel Geduld gingen die Verschmutzungen auch ganz gut weg. Für wertvolle Negative wäre mir das aber viel zu heikel! Vielleicht wäre es besser gegangen, bevor der Streifen getrocknet war und die Schicht auf der Emulsionsseite festgebacken ist.

Um es mit Dagobert Ducks Worten zu sagen: "Dies zu dem." Inzwischen ist auch die zweite Rolle Vision2 entwickelt, die ich wie bereits erwähnt auf 1600 ASA belichtet habe. Und die habe ich selbstverständlich auf die beschriebene Art und Weise vorbehandelt. Aber das beschreibe ich ausführlicher in einem weiteren Artikel. Bis dahin gilt wie immer: Wenn Fragen sind, immer fragen!

Freitag, 29. November 2013

Fotografieren mit Cinefilm VI - oder: Der Weg ist das Ziel

Hallo zusammen! Kaum drei Tage her, kommt auch schon der nächste Artikel.

Ich habe es nämlich jetzt geschafft, alle Negative zu scannen und mir dabei auch etwas mehr Mühe zu geben. 31 Bilder sind es geworden, inklusive der fünf aus dem letzten Artikel. Die habe ich auch nochmal eingescannt und mit etwas gutem Willen kann man deren Qualität jetz auch als besser bezeichnen. Um den ganzen Blog hier nicht mit unendlich vielen Bildern zuzustellen, habe ich alles in ein flickr-Album gepackt. Da auch ein paar Fotos von Personen dabei waren, habe ich nicht alle veröffentlicht.

Ich habe dort jedes Negativ zweimal hochgeladen. Einmal so, wie es aus dem Scanner kam und einmal in bearbeiteter Form (Weißabgleich, Kontrast etc.), bikubisch schärfer verkleinert auf 1280 Pixel auf der langen Seite. Nichts gemacht hab ich hinsichtlich Staub und Kratzern.

Bei den Scaneinstellungen habe ich diesmal die Histogrammanpassung verwendet, so dass keine Bereiche mehr absaufen oder ausbrennen. Ich habe dazu mal einen Screenshot gemacht:

Histogrammanpassung in Epson Scan

Das ist relativ praktisch bei diesem Programm: Ich kann für jedes der einzelnen Negative im Voraus alle Einstellungen treffen und dann alle auf einen Rutsch scannen. In der Histogrammanpassung habe ich den mittleren Regler (rel. Gamma?) jeweils weit an den Schwarz- bzw. Weißregler verschoben, da man so sehr gut erkennen kann, welche Bereiche abgesoffen bzw. ausgebrannt sind. Das ist auf dem Screenshot oben deutlich zu sehen. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, Schwarz- und Weißregler so an den beiden Ecken des Histogramms zu platzieren, dass alles erfasst und nichts abgeschnitten wird. Dann verschiebe ich den mittleren Regler meistens noch irgendwo ins linke Drittel der Kurve und scanne das Bild so. Es ist dann ziemlich flau, im Photoshop kann man jedoch noch alles rausholen.

A propos Photoshop: Dort habe ich mir eine "Action" aufgenommen, die mir die immer gleichen Arbeiten wie Kontrastanpassung, Weißabgleich und Sättigung abnimmt. Zudem habe ich dadurch gewährleistet, dass jedes unter der gleichen Lichtsituation aufgenommene Bild auch exakt gleich rauskommt. So habe ich jedes Bild insgesamt viermal gespeichert, und zwar in allen Kombinationen aus bearbeitet/unbearbeitet und TIFF/verkleinertes JPEG.

Wer mag, kann sich mein flickr-Album gerne mal anschauen und natürlich auch Kommentare dazu ablassen.

Auf vielen Bildern sieht mal leider recht deutliche Schlieren bzw. auch Konturen von Perforationslöchern. Ich befürchte, da ist bei der Entwicklung hinsichtlich der Rem-Jet-Beschichtung tatsächlich etwas schief gelaufen. Vielleicht habe ich ja Glück und das lässt sich mit einer ausgiebigen, nachträglichen Wässerung noch beheben. Ich werde das mal versuchen und die Welt an meinen Erkenntnissen hier selbstverständlich wieder teilhaben lassen.

Bis dahin - wenn Fragen sind, immer fragen!

Dienstag, 26. November 2013

Fotografieren mit Cinefilm V - oder: What a Colorful World

Ja, liebe Leser, es ist vollbracht. Ich habe meine erste C-41-Entwicklung erfolgreich absolviert!

Verwendet habe ich das C-41-Digibase-Kit von Rollei. Für Interessierte gibt's hier bei maco die Verarbeitungsanleitung. Bestellt hatte ich das Mini-Kit für 500ml Arbeitslösung, das nach Herstellerangaben je nach Empfindlichkeit für 10 - 12 Filme mit 36 Aufnahmen reichen soll.

Mit der ganzen Rem-Jet-Problematik hatte ich wie im letzten Artikel bereits erwähnt zunächst vor, einen ganz normalen Farbnegativfilm zu entwickeln, der tatsächlich für C41 gebaut ist. In einem kurzen Anflug geistiger Umnachtung hatte ich allerdings schon meine beiden Filmspiralen in die AP-Entwicklungsdose geladen: Eine wie geplant mit "normalem" Film und die andere mit einem 36er-Streifen Vision2, den ich relativ schnell zu Hause und in Ilmenau, wo ich studiere, vollgeknipst hatte; belichtet auf 500 ASA und ohne Konversionsfilter.

Dem geneigten Leser fällt wahrscheinlich auf: Zwei Filme in einer Entwicklungsdose und nur 500ml Arbeitslösung? Das langt doch nicht!

Zum Glück fiel mir das auch noch rechtzeitig auf. Glücklicherweise fand sich eine ziemlich lichtdichte, schwarze Plastiktüte. In diese konnte ich eine Filmspirale aus der Entwicklungsdose packen und in der Eckbank in der Küche verschwinden lassen. Und da ich mir nicht gemerkt hatte, auf welcher Spirale welcher Film aufgewickelt war, war ab diesem Moment die große Frage: Welchen Film entwickle ich jetzt eigentlich gleich?

Egal. Irgendwas würde schon dabei rauskommen, dachte ich mir.

Die Entwicklung bei 38°C ist ja als Standard empfohlen. Allerdings habe ich mich bei den relativ kurzen Zeiten etwas unwohl gefühlt. Daher habe ich mich für die Variante mit 25°C entschieden. Mit allem Pipapo ist man dann zwar mit einer gute halbe Stunde dabei, aber dafür sind zeitliche Abweichungen im Prozess nicht ganz so tragisch. In der oben schon verlinkten Anleitung sind sogar die Zeiten für eine Entwicklung bei 20°C aufgeführt, allerdings dauert dann alleine diese schon 21 Minuten. Nicht angegeben sind dort übrigens Zwischenwässerungen zwischen den Chemiebädern. Hier im aphog-Forum hat Hartmuth Schröder jedoch eine wirklich gut geschriebene Anleitung mit den einzelnen Verarbeitungsschritten verfasst. Trotzdem folgt jetzt nochmal eine Zusammenfassung, wie ich alles gemacht habe.

Zunächst habe ich am Vorabend der Entwicklung Bleich- und Fixierbad angesetzt. Das ist relativ einfach und geht genau wie in der Anleitung. Für 500ml Bleichbad müssen 360ml Wasser auf 35 - 40°C temperiert werden und schließlich die 140ml Bleichbad-Konzentrat hinzugefügt werden. Das ganze kam dann in eine 1-Liter-Plastikflasche, wie ich sie für meine Fotochemie oft benutze (sieht ungefähr so aus, nur ohne Etikett) und die wurde schließlich noch beschriftet. Leider habe ich keine 0,5-Liter-Flaschen. In diesen wäre die Haltbarkeit der Arbeitslösung sicher besser, da es ja immer heißt, dass der Luftsauerstoff die Lösungen schneller unbrauchbar werden lässt.

Ähnlich bin ich mit dem Fixierer verfahren. 400ml auf 32 - 40°C temperieren, die 100ml Fixiererkonzentrat dazu und in eine Laborflasche füllen und diese dann beschriften.

Bevor es dann an die Entwicklung ging, habe ich noch den Farbentwickler aus Wasser und den drei Konzentraten A, B und C zusammengemischt. Dazu werden 345ml Wasser mit 49°C benötigt. Dort kommen dann von den drei Konzentraten jeweils 50ml hinein, sowie 5ml vom Starter. Und zum Schluss natürlich alles wieder in eine beschriftete Laborflasche. Komisch beim Anmischen fand ich, dass von Teil A und Teil B jeweils genau 50ml Konzentrag in der betreffenden Flasche waren. Auf der Flasche von Teil C stand als Füllmenge "50ml + 15ml". Daher habe ich sicherheitshalber die benötigten 50ml Konzentrag für jeden Teil mit einer der dem Kit beigelegten Spritzen entnommen. Teil A und B lagen meines Erachtens mit ca. 48ml Füllmenge noch im akzeptablen Bereich (vielleicht bin ich auch zu blöd, die Skala auf einer Spritze abzulesen..). In der Flasche von Teil C war nach Entnahme der 50ml auch tatsächlich noch ein kleiner Schluck drin. Liebe Rollei-Digibase-Leute, falls ihr das lest: Warum ist das so? Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Aber natürlich ist mir das eindeutig lieber, als wenn zu wenig drin wäre.

Im Anschluss habe ich im Spülbecken die Chemie auf ca. 26 - 27°C gebracht und in mehreren Messbechern Wasser für die Zwischenwässerungen temperiert und bereit gestellt. Übrigens hatte ich mich gegen die Verwendung des Stabilisator-Bades und stattdessen für eine Schlusswässerung entschieden. Mein Rezept sah also laut Anleitung und dem Text von Herrn Schröder im aphog-Forum folgendermaßen aus:
  1. 2,5min vorwässern
  2. 13min entwickeln
  3. 2min zwischenwässern
  4. 2min zwischenwässern
  5. 6min bleichen
  6. 2min zwischenwässern
  7. 7min fixieren
  8.  Schlusswässern
    1. 4x kippen
    2. 8x kippen
    3. 16x kippen
    4. 32x kippen
Alle Bäder waren vor dem Hineinkippen in die Entwicklungsdose bei ca. 26 - 27°C, um in meiner Vorstellung im Mittel bei 25°C zu liegen, bis ich sie wieder auskippe. A propos Kippen: Die Dose habe ich immer nach Anleitung alle 30s einmal gekippt. Das entspricht nicht meinem gewohnten Kipprhythmus für die Schwarzweiß-Entwicklung, aber man ist ja flexibel. Die AP-Entwicklungsdose fordert für einen 135er-Film eine Mindestmenge von 375ml Arbeitslösung. Zur Sicherheit (und weil's viel besser abzumessen ist) habe ich mich allerdings für 400ml Entwicklerlösung entschieden. Beim Bleich- und beim Fixierbad kam mir allerdings die Idee, dass ich gleich die ganzen 500ml in die Dose füllen könnte. Das habe ich dann auch gemacht, denn schließlich wird die gebrauchte Teillösung beim Zurückkippen in den Vorratsbehälter sowieso wieder mit der frischen Lösung vermischt. Da spart man sich das Abmessen.

Bestimmt ist die Frage aufgetaucht, warum ich nach dem Entwickler zweimal jeweils eine Minute zwischengewässert habe. Die Antwort folgt auf dem Fuß: Beim Ausgießen des ersten Zwischenwässerungswassers (schönes Wort) kam eine richtig graue Brühe aus der Dose gelaufen. Das war der Moment, in dem mir dann auch klar war, dass da wohl der Vision2 gerade malträtiert wird und sich hier soeben die Rem-Jet-Beschichtung verabschiedet. Da das Wasser wirklich ganz schön grau war, habe ich mich entschieden, noch eine weitere Zwischenwässerung durchzuführen. Danach kam dann auch wesentlich klareres Wasser raus. Der Entwickler hingegen sah gar nicht groß mitgenommen bzw. grau aus. Gut, ich habe auch keinen Vergleich, wie er bei normalem Farbnegativfilm aussehen müsste. Man darf gespannt sein, ob das negative Auswirkungen auf die Entwicklung des eingetütet bereit liegenden, "regulären" Films haben wird.

Nach den gefühlt ewig dauernden Schlusswässerungen war der Puls dann auch endlich erhöht und ich konnte die Dose öffnen, um den Film zu begutachten. Der erste Anblick: Eine ganz schön schmutzige Filmspirale. Das mussten wohl Reste von Rem-Jet sein.


Die Filmspirale von oben...

... und von der Seite/innen

Zunächst habe ich das Teil im Ganzen nochmal unter fließendes Wasser gehalten, um mit dem Strahl vielleicht noch den einen oder anderen Dreck abspülen zu können. Der Erfolg hielt sich in Grenzen, sei angemerkt. Nachdem ich die Spirale also geöffnet hatte, bot sich mir folgendes Bild auf dem gesamten Film:


Gemeint ist zum Glück nicht, dass überall unbelichtete Aufnahmen wären.

Überall auf dem Streifen waren noch fleckige Reste vom Rem-Jet zu finden. Deshalb musste ich dem Film unter fließendem Wasser nochmal zuleibe rücken und die Beschichtung mit den Fingern abreiben. Zum Glück hat sie sich zumindest meiner ersten Untersuchung zufolge nicht auf der Emulsionsseite abgesetzt. Auf manchen der Negative konnte ich ein paar dunkle Stellen erkennen, bei denen ich leider nicht genau sagen kann, ob sie vom Motiv herrühren oder ob sich leider doch etwas Rem-Jet eingelagert hat.

Zunächst habe ich den Film dann zum Trocken aufgehängt und im Anschluss die Gerätschaften wieder gereinigt. Meine Filmspirale wurde leider nicht wieder ganz sauber. Weiß jemand, ob man die bedenkenlos in die Spülmaschine packen kann? Mit Spülmittel geht der Dreck leider nicht ab, aber damit habe ich die Rem-Jet-Beschichtung auch nicht von einem Stück unentwickeltem Film entfernen können. Vielleicht muss ich einfach nochmal auch hier mit der Seife aus dem Bad ran. Die scheint ja Wunder zu wirken.

So. Genug gelabert, jeder will Ergebnisse sehen. Gescannt habe ich am nächsten Tag einen Streifen, nachdem ich den gesamten Film zusammengeschnitten habe, um ihn in eine Archivierungshülle zu packen. Bitteschön:

Bild 1

Bild 2

Bild 3
Bild 3 nach Bearbeitung


Bild 4

Bild 5 (leicht bearbeitet)

Wer jetzt entsetzt ist, darf das auch ruhig sein. Die Bilder sind wirklich nur für einen ersten, ganz groben Überblick mit nicht wirklich guter Qualität gescannt. Also bitte die Körnung und den Staub etc. nicht ganz ernst nehmen. Davon abgesehen ist mein Scanner auch nicht wirklich der beste (Epson V500). Für die allererste Begutachtung tun's die Scans aber meines Erachtens.

Mein erster Eindruck (die Körnung außen vor gelassen) ist: Ich bin begeistert! Das ist für außen Stehende möglicherweise nicht wirklich nachvollziehbar, aber ich bin zufrieden, den ganzen Prozess so hinbekommen zu haben, dass am Ende auch wirklich farbige Bilder rausgekommen sind.

Jetzt mal zu den einzelnen Bildern:

Bild 1 und 2 sind auf einem Parkplatz in Ilmenau unter dem Licht einer Natriumdampflampe aufgenommen worden. Diese strahlen nahezu monochromatisches Licht mit einer Wellenlänge von 690nm aus. Umgerechnet auf die Farbtemperatur sind das etwa 4200K. Da der Vision2 500T für 3200K entwickelt wurde und ich dem Scanner einfach erstmal freie Hand bei der Farbbalance gelassen habe, kommt das weiße Auto auch tatsächlich relativ weiß raus. Das denkt man kaum, wenn man sich das knallorangene Licht anschaut, das diese Natriumdampflampen raushauen. Außer der Körnung und einem Staubfaden fallen besonders am linken Rand des Bildes aber leider noch helle Flecken auf. Meine Befürchtung ist, dass sich hier noch Rem-Jet festgesetzt hat. Schließlich ist der dunkel und kommt somit bei der Umkehrung heller raus. Mit etwas Glück habe ich nur nicht alles von der Filmrückseite erwischt. Mit etwas Pech hat sich der Dreck aber in die Emulsion eingelagert und ist ohne Schaden kaum mehr zu entfernen. Dann muss tatsächlich ein Bad vor dem eigentlichen Entwicklungsprozess her, das die Schicht gut entfernt. Im Dunklen in der Badewanne zu hantieren klingt auch wieder nicht sehr attraktiv. "Schau'n mer mal", sagt der Beckenbauer. Das Gras im zweiten Bild erscheint auch einigermaßen grün und kann mit ein bisschen Bildbearbeitung sicher auch dem Original nahe kommen. Man sieht meines Erachtens auch, dass die Empfindlichkeit von 500 ASA eigentlich ganz gut erreicht wird.

Bild 3 habe ich der Scannerautomatik eigentlich komplett überlassen. Als Vergleich habe ich das Bild ad-hoc mal so bearbeitet, wie ich die Szene in Erinnerung hatte. Man sieht, dass der Film bei Tageslicht wirklich viel zu kalt wirkt. Der 85er-Konversionsfilter wird also nicht umsonst empfohlen. Auf Grund des hohen Kontrastumfangs der Szene ist sowohl der Himmel ausgebrannt als auch das (sämtliches einfallendes Licht schluckende) Fell von unserem Kater Maxi abgesoffen. Und wie immer sieht man: Je dunkler eine Bildpartie ist, desto körniger erscheint sie.

Bild 4 ist nochmal komplett unbearbeitet so wie frisch aus der Scannerautomatik. Auch hier: Körnig, staubig, bläulich.

Bild 5 habe ich geringfügig bearbeitet. Den Graupunkt habe ich auf den Teppich im oberen rechten Bildeck gesetzt, da der Teppich auch wirklich einfach nur grau ist. Dadurch konnte ich den bläulichen Farbstich beseitigen. Anschließend habe ich noch die Sättigung erhöht, mehr nicht. Auch hier sieht man auf der Filmdose leider wieder helle Flecken, die vermutlich vom Rem-Jet kommen. Aber ansonsten finde ich das Ergebnis durchaus ansehnlich und relativ realistisch.

Am besten zu sehen ist bei Bild 5 und bei der bearbeiteten Version von Bild 3 leider auch ein Kratzer, der sich wohl anscheinend über den ganzen Film zieht. Aber was solls, beim ersten mal gelingt schließlich selten alles gleich perfekt.

Ich denke, mit etwas mehr Herzblut beim Scannen oder gar beim Print aus dem Minilab könnte da war wirklich Gutes rauskommen. Bei Gelegenheit werde ich auf jeden Fall noch ein paar Übersichtsscans von den restlichen geschnittenen Filmstreifen anfertigen und ggf. auch mal etwas mehr Arbeit in ein, zwei "bessere" Bilder stecken. Dann gibt's wieder einen Artikel hier. Bis dahin gilt wie immer: Wenn Fragen sind, immer fragen.

Mittwoch, 20. November 2013

Fotografieren mit Cinefilm IV - oder: Die Stunde der Wahrheit

Die erste Rolle Film hatte ich ja mit der Szenerie vollgeschossen, die ich im letzten Artikel beschrieben habe. Seitdem hat der Film ungeduldig darauf gewartet, entwickelt zu werden. Vergangenen Freitag habe ich dazu endlich Zeit gefunden.

Mein C41-Entwicklungskit ist in der Zwischenzeit natürlich schon angekommen, aber wie erwähnt hatte ich ja geplant, die erste Testrolle in Schwarzweiß-Chemie zu entwickeln. Deshalb habe ich mein vor ca. einem halben Jahr angesetztes XTOL aus dem Keller geholt, das noch prima funktioniert.

Zuerst hatte ich aber die Schwierigkeit, dass ich im Dunklen genau so viel Film von der belichteten Rolle abschneiden und für den Entwicklungstank aufspulen muss, dass möglichst genau die ersten fünf Bilder drauf sind (Belichtung 0, -1, -2, +1, +1). Nicht mehr und nicht weniger. Also zuerst geschätzt, wie lange das Stück ist, das ich rausziehen muss, damit die F4 mit ihren Walzen die Perforation greifen kann und von dort an 40 Löcher mit dem Finger abgegrabbelt. "Warum 40?" fragt sich jetzt vielleicht der Eine oder Andere. Ganz einfach: Jedes Negativ ist acht Perforationslöcher breit und ich hatte fünf Bilder abzuschneiden. Und fünf mal acht ergibt 40. Nachdem der Streifen abgeschnitten war, habe ich ihn in die Spule bugsiert und in die Entwicklungsdose verfrachtet. Ist irgendwie irritierend, wenn nur ungefähr eine gute Umdrehung notwendig ist, damit alles aufgespult ist. Aber gut, irgendwie war's ja schon klar. In der Dunkelheit habe ich dann noch die Rolle mit den restlichen Belichtungsreihen in eine schwarze, lichtdichte Filmdose gepackt und den Anfang aus dem Patronenmaul stehen lassen, um für den nächsten Test ganz praktisch weiterarbeiten zu können.

Im Anschluss ging es in der Küche weiter mit 400ml XTOL 1:1 bei 20°C. Vorgeschrieben sind laut AP-Entwicklungsdose zwar nur 375ml, aber sicher ist sicher. Außerdem sind 400ml auf Grund der Teilstriche am Messbecher auch viel prozesssicherer abzumessen. Von der Menge der Entwicklersubstanzen her hat sich das XTOL wahrscheinlich gelangweilt, weil ja nur sehr wenig Filmfläche am Start war. Dennoch darf die Füllmenge nicht unterschritten werden, damit zwischen den Kipps die Filmspule stets komplett im Entwickler steht. Ich habe mich entschieden, diesen ersten Filmstreifen zehn Minuten lang zu entwickeln. Zehn Minuten sind erstens kein besonders exotischer Wert, wenn man sich die XTOL-Zeiten für andere Filme anschaut und erschienen mir daher relativ vernünftig, da ich ja filmtechnisches Neuland betrete. Und zweitens sind zehn Minuten eine schön griffige Zeit. Allein deswegen habe ich nicht neuneinhalb oder zehndreiviertel Minuten gewählt, obwohl sich die Ergebnisse wahrscheinlich nicht extrem unterschieden hätten.

Der Prozess selbst lief schließlich folgendermaßen ab:
  1. Entwicklung 10min; die ersten 30s nach dem Eingießen Dauerkipp; anschließend alle 30s dreimal kippen.
  2. Zwischenwässerung 1min; Dauerkipp
  3. Erneute Zwischenwässerung 1min; Dauerkipp
  4. Fixieren 5min; die ersten 30s nach dem Eingießen Dauerkipp; anschließend alle 30s dreimal kippen
  5. Schlusswässerung:
    1. 4x kippen
    2. 8x kippen
    3. 16x kippen
    4. 32x kippen
Hier werden möglicherweise gleich zwei große Fragen aufgeworfen: Warum habe ich zweimal je eine Minute zwischengewässert und was ist überhaupt mit der rem-jet-Beschichtung?

Wie in meinem zweiten Artikel bereits beschrieben, scheint diese ja durch das Entwicklerbad zu verschwinden. Beim Entwickler selbst hatte ich leider nicht darauf geachtet, jedoch bilde ich mir ein, beim Ausgießen der ersten Zwischenwässerung eine leichte Graufärbung des Wassers entdeckt zu haben. Daher habe ich zur Sicherheit nochmal zwischengewässert, um vielleicht noch mehr rem-jet abspülen zu können. Schließlich soll das anschließende Fixierbad ja mehrfach verwendet werden und deshalb so wenig wie möglich verschmutzt werden.

Und dann kam der Moment der Wahrheit. Dose auf, alles nochmal kurz unter fließendem Wasser abspülen und dann die Negative betrachten. Auf den ersten Blick Beruhigung - es ist überhaupt etwas zu sehen. Auf den zweiten Blick waren da auch tatsächlich alle fünf Negative drauf, die ich gebraucht habe. Leider auch ein halbes sechstes, so dass mir beim nächsten Filmstreifen wohl leider auch nur ein halbes Negativ zur Verfügung stehen wird, um die Referenzbelichtung mit EV+-0 zu beurteilen. Außerdem hatte ich den Streifen wohl ein bisschen schief abgeschnitten, aber was soll's. Hier hab ich mal ein Foto eingebaut, damit sich der geneigte Leser unter all dem Geschriebenen auch was vorstellen kann:
Die Belichtungsreihe EV+-0, -1, -2, +1, +2 und ganz rechts das angeschnittene Negativ EV+-0 der nächsten Reihe




Wie man sieht, ist auf allen fünf Negativen zu meiner großen Freude gut die Szene zu erkennen. Ganz falsch scheine ich mit meiner ersten Schätzung von 10 Minuten Entwicklungszeit also gar nicht gelegen zu haben. Ich habe alle fünf Negative eigescannt (Epson V500, Software: Epson Scan) und versucht, mit wenig Aufwand so viel Durchzeichnung wie möglich aus jedem der Bilder herauszuholen. Eine kleine Bilderstrecke:


EV-2

EV-1

EV+-0

EV+1

EV+2

Wie man sieht, habe ich mir für diese erste Betrachtung nicht die Mühe gemacht, die Bilder zu entstauben. Tut ja auch nicht wirklich Not, um eine Beurteilung vorzunehmen, da ich mir die Fotos ja nicht an die Wand hängen will. Zu erkennen ist eindeutig, dass das um zwei Stufen überbelichtete Negativ am besten durchzeichnet ist. Unterm Schreibtisch wird die Maserung des Holzes sichtbar, während dennoch die hellste Stelle an der Wand nicht ausfrisst.

Nachdem ich den noch nassen Filmstreifen aus der Spule befreit hatte, waren noch ganz leichte unkle Schlieren auf der Trägerseite des Films zu sehen. Sie ließen sich sehr einfach mit einem Stück Küchenpapier entfernen, welches anschließend so aussah:

rem-jet-Reste von der Filmrückseite auf dem Küchenpapier
 Des Weiteren fanden sich auch auf der Entwicklungsspule kleine Mengen rem-jet:

rem-jet-Reste an der Entwicklungsspule
Alles in allem sind das in meinen Augen jedoch keine schlimmen Rückstände; sie ließen sich auch sehr leicht entfernen. Was man immer mal wieder in Foren o.Ä. liest, dass rem-jet-Partikel sich auf der Emulsion festsetzen würden, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt absolut nicht bestätigen. Möglicherweise tritt dieses Phänomen aber auch erst dann auf, wenn mehrere Windungen eines kompletten 36er-Films eng nebeneinander auf der Spule sind. Ggf. werde ich natürlich berichten.

Im nächsten Schritt werde ich die Entwicklungszeit verlängern, um herauszufinden, ob ich dadurch noch ein kleines bisschen mehr Struktur in den dunklen Bereichen erzielen kann. Ich glaube es eher weniger, aber versuche werde ich es. Dem aktuellen Stand zufolge hätte der Film für schön durchzeichnete Negative nur eine Empfindlichkeit von 125 ASA. Andererseits ist der Kontrastumfang der Szene schon wirklich sehr hoch und es ist fraglich, ob das digital weichgeklopfte Negativ EV+2 in einer optischen Vergrößerung auch tatsächlich noch auf Papier mittlerer Gradation gebracht werden könnte. Aber dazu später evtl. mehr, falls ich dazu komme. Des Weiteren ist nicht klar, ob man die Nennempfindlichkeit eines Farbnegativfilms bei Schwarzweiß-Entwicklung überhaupt 1:1 übernehmen kann oder ob man dabei Empfindlichkeit verliert.

Davon abgesehen muss ich fairerweise ein paar Worte zu den Unterschieden in der Belichtung von Negativfilm und digitalen Sensoren verlieren. Beim digitalen Referenzbild habe ich mittenbetont die Belichtung gemessen und einfach abgedrückt. Das gezeigte JPG kam so aus der Kamera.

Idealerweise würde man eine solche Szene, um den Konstrastumfang voll auszuschöpfen, anders angehen. Zunächst sollte die Empfindlichkeit so niedrig wie möglich gewählt werden, weil hier der Sensor mehr Kontrast bewältigen kann. Vielleicht könnte man zumindest fairerweise 500 ASA einstellen, genau wie beim Filmmaterial. Des Weiteren würde man bei einem Bild mit hohem Kontrastumfang, das man später vielleicht mal ausdrucken oder sich an die Wand hängen möchte, eher auf die Lichter belichten. Das heißt, es wird (am besten per Spotmessung) die hellste Stelle der Szene ausgemessen, die gerade noch nicht ausgebrannt sein soll und gibt dann auf diesen Wert drei Blenden zu, wenn man annimmt, dass der Kamerasensor grob 7 Blendenstufen bewältigen kann. Ich werfe hier mal das Stichwort Zonensystem ein. Eine Alternative stellt die Trial-and-Error-Methode dar. Wir fotografieren die Szene so lange und geben bei jeder Aufnahme jeweils z.B. eine drittel Blende mehr Licht, bis das Histogramm gerade so noch keine Überläufe in den hellsten Bildbereichen bescheinigt. Ist die Aufnahme im Kasten, vorzugsweise im RAW-Format, können in der Bildbearbeitung am Computer anschließend die Schatten aufgehellt werden. Damit haben wir den Kontrastumfang der Szene so gestaucht, dass er doch noch "ins Bild passt". Gegebenenfalls sieht die gesamte Szene dann etwas flau aus. Einen Tod muss man in manchen Fällen eben sterben, das ist zum Glück aber nicht immer der Fall.

Beim Negativfilm würde man nun genau andersrum vorgehen: Nämlich die Schattenbereiche anmessen und so belichten, dass diese gerade so noch nicht absaufen. Für eine "normale" Belichtung geben wir also eigentlich zu viel Licht, aber durch den nichtlinearen Verlauf der Schwärzungskurve des Films kann dieser glücklicherweise sehr gut die Zeichnung in den Lichtern erhalten. Genau wie beim digitalen Bild müssen wir das "überbelichtete" Negativ nun durch angepasste Entwicklung wieder optimieren. Diesmal nur eben nicht am Rechner, sondern durch die chemische Entwicklung. Diese Thematik würde hier jetzt wesentlich zu weit führen. Sehr informativ zum Thema Kontrastbewältigung und damit auch zu angepasster Entwicklung ist meines Erachtens dieser Text von Wolfgang Mothes. Dort geht es um das zunächst nicht verwandt scheinende Thema "Nachtaufnahmen". Aber unbedingt lesen! Der Artikel ist äußerst interessant und natürlich auch wesentlich tiefschürfender (tiefer schürfend?) als meine kurzer Text hier.

Das alles ist wie aber weder mit der digitalen, noch mit den analogen Aufnahmen geschehen. Alles was ich getan habe, ist eine rudimentäre Vorgabe von Schwarz- und Weißpunkt beim Scannen der Negative. Sicher verfälscht das auch schon gewissermaßen das Ergebnis und erschwert die Vergleichbarkeit. Aber selbst wenn ich Rohdaten scannen könnte,  müssten die irgendwie interpretiert werden, um sichtbar gemacht zu werden. Außerdem ist das hier mein Amateur-Hobby-Blog und da geht  eine nicht 100%ig wissenschaftliche Arbeitsweise glaube ich in Ordnung.

Wenn ich vor diesem Hintergrund nun das ditigale Vergleichsbild mit den analogen Aufnahmen vergleiche, ist der Kontrastumfang digital nach Augenmaß ungefähr gleich dem im Negativ mit der Belichtungskorrektur EV-1. Unter dem Schreibtisch ist alles abgesoffen und auf dem Monitor ist am oberen Rand ein bisschen Zeichnung. Selbst in der "korrekt" belichteten Aufnahme mit EV+-0 findet sich am linken, senkrechten Teil des Schreibtischs im Schatten noch mehr Zeichnung als digital erfasst wurde. Aus diesem Blickwinkel heraus sind die 500 ASA des Films wohl tatsächlich erreichbar, wenn nicht sogar noch etwas mehr. Die im Gegensatz dazu oben von mir genannten 125 ASA sind eben genau äquivalent zu einer Belichtung auf die Schatten. Und vielleicht könnte man da mit noch etwas mehr Licht auch noch mehr Schattenzeichnung rausholen, ohne dass die Lichter ausfressen. Aber darum geht es in dieser Versuchsreihe ja überhaupt nicht. Korrekterweise müsste ich für die wirkliche Empfindlichkeitsbestimmung des Films wohl mal eine Belichtungsreihe mit Graukarte durchführen. Aktuelle empfinde ich diesen Gedanken allerdings als nicht extrem attraktiv, so dass das wohl in die Schublade "Mach ich irgendwann vielleicht mal" kommt. Wichtig ist ja, wie sich der Film später unter echten Fotografierbedingungen schlägt. Und dann wird sich bei normalen Motiven auch zeigen, ob bei einer Schwarzweiß-Entwicklung 500 ASA in Ordnung gehen. Später natürlich ebenso in C-41-Chemie.

Und jetzt noch ein paar abschließende Worte: Ich habe noch fünf Mehrwegpatronen mit dem Vision2-Material gefüllt und zwei davon bereits verschossen. Die werden wohl für die ersten Versuche mit meinem C-41-Kit herhalten müssen. Einer davon wurde wie 500 ASA belichtet, der andere wie 1600 ASA. Sinnvoll wäre es aber wohl, wenn ich meine ersten C-41-Versuche mit einem "regulären" Film durchführe. Wenn dann hinterher das Ergebnis nicht passt, weiß ich zumindest, dass ich schuld bin und nicht der Film.

Man darf jedenfalls gespannt sein und wie immer folgt die Information auf dem Fuß, wenn es was Neues gibt.

Montag, 28. Oktober 2013

Fotografieren mit Cinefilm III - oder: Völlig von der Rolle

Im letzten Artikel ging es ja um die verschiedenen "Zustände" und das Aussehen des Kodak Vision2. Im Folgenden berichte ich von meinen Erfahrungen, wie der Film in die Kamera zu bekommen.
Das grundsätzliche Problem besteht ja wie bereits erwähnt darin, dass eine Rolle mit 1000 Fuß Filmmaterial am laufenden Band nicht gerade einfach zu handhaben und schon gar nicht in eine Kleinbildkamera zu bekommen ist. Aus diesem Grund habe ich kurzerhand die Patrone eines Fuji Superia 200 hergenommen. Den Originalfilm habe ich nicht durch Öffnen der Patrone entnommen, sondern ihn einfach aus dem Patronenmaul wieder herausgezogen. Lässt man beim Abschneiden ein kleines Stück stehen, kann man daran relativ einfach die Meterware vom Vision2 mit einem Stück Tesa ankleben. Genau das habe ich im Dunkeln auch gemacht und dann durchs Patronenmaul den Cinefilm aufgespult. Es waren ca. zwei Wicklungen der großen Rolle, bis der Patronenkern sich nur noch schwer drehen ließ. Wie sich später herausstellte, waren somit auch relativ genau 36 Bilder drin. Da ein 36er-Film etwa 1,65 Meter lang ist, kann man sich jetzt leicht ausrechnen, wie groß der Durchmesser der vollen Vision2-Rolle ist (Spoiler: ca. 26cm).
Alles wieder eingepackt und die Dunkelheit verlassen, habe ich den Film in die Kamera eingelegt.  Sehr genaue Verschlusssteuerung, solide Bauweise, Spiegelvorauslösung und motorischer Filmtransport sowie die Möglichkeit zum Anschluss eines mechanischen Drahtauslösers ließen meine Wahl auf die F4 fallen. Da sie den Film per Motor einzieht, musste ich auch keine Lasche in den Anfang schneiden, die bei manuellen Kameras in die Aufwickelspule gepfriemelt wird. Da ich so lange Film aufgespult hatte, bis es wirklich schwer ging, jaulte auch der Motor der F4 ein bisschen beim Vorspulen der ersten Leerbilder.
So vorbereitet schnallte ich die Kamera auf ein Stativ und richtete sie mit dem AF-Nikkor 85mm f/1,8 auf eine statische Szenerie mit zweierlei Beleuchtung: Einer Glühlampe von der Zimmerdecke und einem LED-Spot (Warmweiß) in der Schreibtischlampe. Hier ein digitales Vergleichsbild:
Aufnahmeszenerie zum Filmtest (1/25s; f/3,8; ASA 1600)
Bewusst wurde hier eine Mischlichtsituation mit hohen Kontrasten gewählt, um "Weißabgleich" und Belichtungsspielraum des Vision2-Materials zu testen. Der Weißabgleich im gezeigten Digitalfoto wurde manuell auf 3030K eingestellt, was den 3000K des warmweißen LED-Lichts am nächsten kommt. Der Vision2-Film ist ja wie bereits erwähnt für 3200K gedacht. Farblich sollte das analoge Bild also dem hier gezeigten digitalen zumindest einigermaßen ähnlich sein, nur ein bisschen wärmer. Die Aufnahmeparameter an der F4 waren 1/30s; f/2 und logischerweise ASA 500. Mit Spiegelvorauslösung und Drahtauslöser zur Minimierung des Verwacklungsrisikos wurden nun Belichtungsreihen aufgenommen mit dem Schema 0, -1, -2, +1, +2 mittels Veränderung der Belichtungszeit. Dies dient gleich zu zweierlei Zwecken: Erstens kann dadurch eine mögliche Verringerung der Empfindlichkeit des Materials durch unbekannte Lagerdauer ermittelt werden. Zweitens habe ich dadurch die Möglichkeit, die idealen Entwicklungsparameter zu testen. Zunächst soll die aufgenommene Szenerie in Schwarzweiß-Chemie entwickelt werden, um die Tauglichkeit des Vision2 als SW-Material auszuloten. In diesem Fall ist die Betrachtung des "Weißabgleichs" natürlich obsolet. Auf den eingespulten Film passten sieben komplette Belichtungsreihen zu je fünf Bilder. Zur Entwicklung kann er in sieben gleiche Stücke geschnitten werden, die jeweils unterschiedlich lang entwickelt werden sollen. Dazu bin ich jedoch noch nicht gekommen. Wenn ich soweit bin, folgen weitere Informationen natürlich wie immer auf dem Fuß.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Fotografieren mit Cinefilm II - oder: Aller Anfang ist schwer

Die Frage "Warum sollte man so etwas tun?" habe ich im letzten Artikel nur unvollständig beantwortet. Gereizt hat mich das Thema schon lange, aber erst kürzlich bin ich durch einen netten Kollegen in meinem Lieblingsfotoforum günstig an gut 600 Meter Kodak Vision2 500T 5260 gekommen. Falls er das hier liest: Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!

305m (1000ft) KODAK Vision2 500T
 
 Es handelt sich dabei um einen Farbnegativfilm mit einer Empfindlichkeit von ISO 500/28°. Er ist für eine Farbtemperatur von 3200K +-150K ausgelegt, wo er auch die Nennempfindlichkeit erreicht. Daher kommt wohl auch der Name 500T: 500 ASA bei Glühlampenlicht. Das T steht demnach vermutlich für Tungsten (deutsch: Wolfram), dem Werkstoff von Glühlampenwendeln. Für Tageslichtaufnahmen (Farbtemperatur: 5500K laut Kodak-Spezifikation) wird ein Wratten-Gelatinefilter 85 empfohlen, wobei der Film dann mit 320 ASA belichtet werden soll. [1].
 
Nachdem die beiden 305m-Rollen bei mir eingetroffen waren, war die erste Frage "Wie sieht der Film denn im Vergleich mit normalem, in C-41 zu verarbeitendem Negativfilm aus?".
 
Um das zu klären, habe ich mich entschieden, ein paar Zentimeter des Films zu opfern. Folglich habe ich in einem völlig abgedunkelten Raum die Filmdose geöffnet, die Rolle aus ihrer Plastikfolie entnommen und den Klebestreifen am Filmende entfernt, um ein Stück abzuschneiden. Dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen: Beim Öffnen der Plastikfolie gab diese in der Dunkelheit schwache, grünliche Lichtblitze von sich. Da ich nicht sicher sein konnte, dass diese den Film nicht belichten, habe ich die Rolle nur sehr, sehr langsam aus der Folie genommen, um weitere Lichterzeugung zu vermeiden. Nachdem die Rolle ausgepackt war, habe ich beim Lösen des Klebestreifens Tribolumineszenz hervorgerufen. Diese Lichtblitze waren bläulicher und wirklich deutlich heller als die durch die Plastikfolie hervorgerufenen. Ob ich dabei die darunter liegende Filmlage belichtet habe, ist momentan noch offen. Bleibt zu hoffen, dass die rem-jet-Beschichtung das verhindert hat.
 
Nachdem die Rolle wieder eingepackt und die Dose verschlossen war, ging es bei Licht an die Begutachtung des geernteten Streifens. Zwei Dinge fallen auch hier auf: Der kleinere Unterschied zwischen Kodak Vision2 und fotografischem Film liegt in der Perforation. Ersterer ist nach BH perforiert, letzterer hingegen nach KS. Dieser Umstand macht jedoch keine Probleme, da der Film dennoch einwandfrei in Fotoapparaten verwendet werden kann. Der viel größere Unterschied zwischen Cine- und fotografischem Film liegt jedoch in der bereits erwähnten rem-jet-Beschichtung, die auch sofort als schwarzer, matter bis glänzender Belag auf der Rückseite des Filmträgers ins Auge fällt.

Oben Kodak Vision2, unten Agfa APX100. Deutlich zu sehen sind die unterschiedlichen Perforierungen und die schwarze rem-jet-Beschichtung.
 
 Laut Kodak wird diese Beschichtung korrekterweise vor der Filmentwicklung entfernt. Auf flickr habe ich jedoch eine Beschreibung gefunden, in der ein Heimverarbeiter sie erst nach dem Bleichfixierbad entfernt hat und keine Probleme damit hatte. Er schreibt "A little baking soda and water and it came right off!"[2]. Da in einfachem Leitungswasser der rem-jet-Schicht nicht beizukommen war und auf die Schnelle kein "baking soda" (= Natron) oder Waschsoda aufzutreiben war, habe ich es aus Verfügbarkeitsgründen einfach mal mit normaler Handseife versucht. Soll heißen: Ich stand im Bad und sah das Stück Seife auf dem Waschbeckenrand liegen. Und siehe da - sofort begann sich die schwarze Schicht abzulösen und floss den Ausguss hinunter. Bloß etwas Seife mit dem nassen Finger aufgenommen und ganz leicht unter minimal fließendem Wasser über die Trägerseite des Films gerieben und nach Sekunden war der Film vom rem-jet erlöst.
 
Nachdem die grundsätzliche Entfernbarkeit das Prädikat "erstaunlich einfach" erhalten hat, ging es an eine kleine Testreihe in Schwarzweiß-Chemie (Kodak XTOL, Stock und ADOLUX ADOFIX, 1+9). Das C-41-Kit befindet sich derzeit noch auf dem Weg zu mir. Davon abgesehen ist es für mich auch stark von Interesse, wie sich der Film schwarzweiß entwickelt macht.
 
Zunächst habe ich vier Teststreifen geschnitten, wobei die rem-jet-Schicht noch vorhanden war.
  • Streifen 1 wurde nur im Entwickler gebadet.
  • Streifen 2 wurde nur im Fixierer gebadet.
  • Streifen 3 wurde zunächst im Entwickler und anschließend im Fixierer gebadet.
  • Streifen 4 kam gar nicht mit der Chemie in Berührung und dient zu Vergleichszwecken.
 
Die Temperatur der Chemie lag bei Raumtemperatur, also wohl knapp über 20°C. Gebadet wurden die Filmstreifen jeweils ca. 5 Minuten (gefühlsmäßig, ich habe nicht auf die Uhr geschaut).
 
Im Anschluss wurden die vier Streifen in der Mitte halbiert und die zweite Hälfte (nennen wir sie B) wieder mit Seife unter fließendem Wasser behandelt, um die rem-jet-Schicht noch zu entfernen.
 
Das Ergebnis ist hier in Form eines schlechten Handyfotos dargestellt:
 
 
Man erkennt natürlich nicht viel, daher beschreibe ich die Ergebnisse im Folgenden noch weiter.
  • Streifen 1A ist entwickelt und auf Grund der langen Belichtung komplett geschwärzt. Die Rückseite glänzt mehr als beim unbehandelten Streifen 4A.
  • Streifen 2A sieht fast genauso aus. Hält man ihn gegen das Licht, erscheint er aber etwas orange.
  • Streifen 3A ist quasi nicht von Streifen 1A zu unterscheiden. Auch hier glänzt die Rückseite mehr als bei Streifen 4A.
  • Streifen 4A wurde ja weder entwickelt, noch fixiert und sieht daher aus wie frisch von der Rolle: hinten die matte bis glänzende rem-jet-Schicht, vorne auf der Emulsionsseite graubraun.
 
Jetzt zum wirklich sehr interessanten Teil - die mit Wasser und Seife behandelten Hälften:
  • Streifen 1B sieht exakt genauso aus wie Streifen 1A. Wasser und Seife haben keine Veränderung gebracht. Auch starkes Reiben konnte keine Schicht entfernt werden und die erwartete Schwärzung des Abwassers blieb ebenfalls aus.
  • Streifen 2B ist nun relativ klar orange geworden, wie man es von der Maske normaler, fotografischer Filme nach der C-41-Entwicklung kennt. Hier ist es leicht zu erkennen, dass sich die rem-jet-Schicht abgelöst hat.
  • Streifen 3B sieht (wie schon Streifen 1B) wieder aus wie seine entsprechende Hälfte 3A. Auch mit viel Reiben, Wasser und Seife löste sich nichts.
  • Streifen 4B ist relativ klar und lila geworden. Das hat sich schon im Vorversuch gezeigt und war auch nicht anders zu erwarten.

Die große Frage: warum lässt sich vom entwickelten Film keine rem-jet-Beschichtung mehr entfernen? Hier gibt es von meiner Seite zwei Ansätze zur Erklärung:
  1. Die Beschichtung wurde durch den Entwickler aufgelöst/absorbiert/zersetzt etc und ist tatsächlich nicht mehr auf dem Filmträger vorhanden.
  2. Die Beschichtung hat sich durch den Entwickler untrennbar mit dem Filmträger verbunden/ist hineindiffundiert/hat nicht mehr entfernbare Reaktionsprodukte gebildet.
 
Aufgrund akuter Ratlosigkeit und mangelnder Chemie-Kenntnisse habe ich kurzerhand ein mechanisches Abrasionsexperiment eingeleitet. Bei allen vier Streifen wurden jeweils nacheinander Teil A und Teil B mit einer Messerklinge mehrfach auf der Filmträgerseite eingeritzt. Beurteilt wurden die Späne und der sich ergebende, optische Eindruck des gegen das Licht gehaltenen Streifens.
  • Streifen 1A lieferte klare bis milchig-weiße Späne. Der Durchblicktest lieferte keine neuen Erkenntnisse (alles dunkel auf Grund der entwickelten Emulsionsseite)
  • Streifen 1B genau wie Streifen 1A.
  • Streifen 2A lieferte schwarze Späne. Der Durchblicktest ergab an den erodierten Stellen orange durchscheinendes Licht.
  • Streifen 2B lieferte klare bis milchig-weiße Späne. Der Durchblicktest lieferte keine neuen Erkenntnisse (alles orange transparent, außer an den erodierten Stellen Kratzspuren)
  • Streifen 3A genau wie Streifen 1A.
  • Streifen 3B genau wie Streifen 3A.
  • Streifen 4A lieferte schwarze Späne. Der Durchblicktest ergab an den erodierten Stellen lila durchscheinendes Licht.
  • Streifen 4B lieferte klare bis milchig-weiße Späne. Der Durchblicktest lieferte keine neuen Erkenntnisse (alles lila, außer an den erodierten Stellen Kratzspuren)
 
Diese Ergebnisse deuten auf Erklärungsansatz 1 hin. Zu klären bleibt noch, woher der lilane Ton des Streifens 4B kommt. Befindet sich die Farbe im Träger, in der Emulsion oder nimmt möglicherweise die Seife erheblichen Einfluss? Aufschluss könnte der erneute Durchblicktest der Probe 4A bringen. In diesem Zusammenhang ist möglicherweise noch interessant, dass der Streifen 4A bei der Trocknung durch ein Stück Küchenpapier auf eben diesem eine lilane bis rosane Färbung hinterlassen hat (im Bild oben links schwach zu sehen). Die Ergebnisse der Untersuchung werden selbstverständlich hier veröffentlicht.
 
Soviel erstmal zu meinem kleinen Vorexperiment. Mehr/bessere Bilder gibt's in ein paar Tagen, wenn ich dazu komme.

ERGÄNZUNG vom 27.10.2013: Der Durchblicktest ergibt  - wie oben bereits korrigiert - lila durchscheinendes Licht. Somit erscheint der Einfluss der Seife widerlegt.

Quellen:
[2]: Justin Cary: ECN-2 processed C41, http://www.flickr.com/photos/justincaryphotography/7562959354/, 2012

Montag, 21. Oktober 2013

Fotografieren mit Cinefilm - oder: Fotografieren schwer gemacht

"Warum sollte man so etwas tun?" fragt vielleicht der eine oder andere. Schließlich gibt es viele Hürden, die genommen werden wollen.
 

Welche Herausforderungen stellen sich?

  1. Der Film kommt in unhandlich großen Rollen daher (61, 122, 305 oder 610 Meter)
  2. "rem-jet"-Beschichtung auf der Filmträgerrückseite u.a. als Lichthofschutzschicht
  3. Keine Bildnummern
  4. Nicht offiziell kompatibel mit dem C-41-Prozess, in dem "normale" Farbnegativfilme verarbeitet werden. Soll stattdessen im ECN-2-Prozess verarbeitet werden
 

Was folgt daraus?

  1. Der Film muss in die gängigen Kleinbildpatronen umgespult werden
  2. Die rem-jet-Beschichtung muss entfernt werden. Somit ist keine Entwicklung im Großlabor möglich, z.B. über die Drogerie (die hüpfen wahrscheinlich im Dreieck, wenn denen einer erhebliche Mengen Chemie mit rem-jet versaut)
  3. Vermutlich können von den fertig entwickelten Negativstreifen hinterher im Großlabor keine Abzüge bestellt werden. Das wäre aber noch zu beweisen.
  4. Anderer Farbentwickler benötigt (CD3 statt CD4)

 

Wie kann man dem beikommen?

  1. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Entweder man verwendet wiederverschließbare Mehrwegpatronen (wahlweise aus Kunststoff oder Metall), wie sie der Versandhandel relativ günstig anbietet. Oder man benutzt die (eigentlich Einweg-)Filmpatronen weiter, die man von fertig konfektioniert gekauften Filmen gewohnt ist. Hierfür öffnet man die Patrone nicht, um den Film auf die Spule des Entwicklungstanks zu befördern, sondern zieht ihn aus dem Maul der ungeöffneten Patrone heraus. Am Ende lässt man ein paar Zentimeter stehen, bevor man ihn abschneidet. Dort kann die Meterware beispielsweise mit Tesa befestigt werden und in der Patrone aufgewickelt werden.
  2. Laut Kodak-Beschreibung zum ECN-2-Prozess soll die rem-jet-Beschichtung vor der Entwicklung (und natürlich nach der Belichtung) des Films erfolgen. Im professionellen ECN-2-Labor erfolgt dieser Schritt durch Düsen, die Wasser mit Überdruck auf den Film spritzen und mit einer Art rotierender Schwämme, die den Rest noch entfernen. Für die Entwicklung zu Hause ist es natürlich nicht praktikabel, sich so eine Maschine hinzustellen. Hinweise dazu folgen später noch.
  3. Um aus den entwickelten Negativen dann noch Positive zu machen, bleiben dem geneigten Heimanwender nicht viele Möglichkeiten: Selbst vergrößern zu Hause (RA-4-Prozess), Scannen oder es vielleicht mal im Minilabor um die Ecke probieren. Vielleicht klappt's dort dank direktem Kontakt, Abzüge von Negativen ohne Bildnummern bekommen.
  4. Für die Cinefilm-Entwicklung daheim ist es wohl am praktikabelsten, den ganz normalen CD4-Farbentwickler zu verwenden, der in C-41-Kits steckt. Eine andere Möglichkeit wäre, sich aus einem E-6- oder RA-4-Kit den Farbentwickler zu "borgen"; da steckt nämlich CD3 drin. Oder man bestellt sich gleich ein ECN-2-Kit. Diversen Angaben im Internet zufolge muss man sich da aber leider gleich einige Liter kommen lassen.
Quelle Punkt 4: flickr: I Shoot Film
 

Bleibt immernoch die Frage: Warum sollte man so etwas tun?

  1. Weil man kann.
  2. Spieltrieb?
  3. Weil Cinefilm, je nach Bezugsquelle, auf den Meter gerechnet um einiges günstiger zu haben ist als fertig konfektionierter Film.
  4. Weil ich so endlich einen eigenen Blog mit Leben füllen kann.
Punkt 4 ist natürlich nicht ganz ernst zu nehmen. Den Blog hab ich ins Leben gerufen, um meine gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse geordnet und wiederauffindbar zu sammeln. Und vielleicht kann ja auch der eine oder andere sogar was mitnehmen oder eigene Erfahrungen beisteuern.
 
Das war's erstmal von meiner Seite zur Einleitung. Im nächsten Artikel geht's darum, wie es zu alledem kam und was meine ersten Schritte waren.