Montag, 21. Oktober 2013

Fotografieren mit Cinefilm - oder: Fotografieren schwer gemacht

"Warum sollte man so etwas tun?" fragt vielleicht der eine oder andere. Schließlich gibt es viele Hürden, die genommen werden wollen.
 

Welche Herausforderungen stellen sich?

  1. Der Film kommt in unhandlich großen Rollen daher (61, 122, 305 oder 610 Meter)
  2. "rem-jet"-Beschichtung auf der Filmträgerrückseite u.a. als Lichthofschutzschicht
  3. Keine Bildnummern
  4. Nicht offiziell kompatibel mit dem C-41-Prozess, in dem "normale" Farbnegativfilme verarbeitet werden. Soll stattdessen im ECN-2-Prozess verarbeitet werden
 

Was folgt daraus?

  1. Der Film muss in die gängigen Kleinbildpatronen umgespult werden
  2. Die rem-jet-Beschichtung muss entfernt werden. Somit ist keine Entwicklung im Großlabor möglich, z.B. über die Drogerie (die hüpfen wahrscheinlich im Dreieck, wenn denen einer erhebliche Mengen Chemie mit rem-jet versaut)
  3. Vermutlich können von den fertig entwickelten Negativstreifen hinterher im Großlabor keine Abzüge bestellt werden. Das wäre aber noch zu beweisen.
  4. Anderer Farbentwickler benötigt (CD3 statt CD4)

 

Wie kann man dem beikommen?

  1. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Entweder man verwendet wiederverschließbare Mehrwegpatronen (wahlweise aus Kunststoff oder Metall), wie sie der Versandhandel relativ günstig anbietet. Oder man benutzt die (eigentlich Einweg-)Filmpatronen weiter, die man von fertig konfektioniert gekauften Filmen gewohnt ist. Hierfür öffnet man die Patrone nicht, um den Film auf die Spule des Entwicklungstanks zu befördern, sondern zieht ihn aus dem Maul der ungeöffneten Patrone heraus. Am Ende lässt man ein paar Zentimeter stehen, bevor man ihn abschneidet. Dort kann die Meterware beispielsweise mit Tesa befestigt werden und in der Patrone aufgewickelt werden.
  2. Laut Kodak-Beschreibung zum ECN-2-Prozess soll die rem-jet-Beschichtung vor der Entwicklung (und natürlich nach der Belichtung) des Films erfolgen. Im professionellen ECN-2-Labor erfolgt dieser Schritt durch Düsen, die Wasser mit Überdruck auf den Film spritzen und mit einer Art rotierender Schwämme, die den Rest noch entfernen. Für die Entwicklung zu Hause ist es natürlich nicht praktikabel, sich so eine Maschine hinzustellen. Hinweise dazu folgen später noch.
  3. Um aus den entwickelten Negativen dann noch Positive zu machen, bleiben dem geneigten Heimanwender nicht viele Möglichkeiten: Selbst vergrößern zu Hause (RA-4-Prozess), Scannen oder es vielleicht mal im Minilabor um die Ecke probieren. Vielleicht klappt's dort dank direktem Kontakt, Abzüge von Negativen ohne Bildnummern bekommen.
  4. Für die Cinefilm-Entwicklung daheim ist es wohl am praktikabelsten, den ganz normalen CD4-Farbentwickler zu verwenden, der in C-41-Kits steckt. Eine andere Möglichkeit wäre, sich aus einem E-6- oder RA-4-Kit den Farbentwickler zu "borgen"; da steckt nämlich CD3 drin. Oder man bestellt sich gleich ein ECN-2-Kit. Diversen Angaben im Internet zufolge muss man sich da aber leider gleich einige Liter kommen lassen.
Quelle Punkt 4: flickr: I Shoot Film
 

Bleibt immernoch die Frage: Warum sollte man so etwas tun?

  1. Weil man kann.
  2. Spieltrieb?
  3. Weil Cinefilm, je nach Bezugsquelle, auf den Meter gerechnet um einiges günstiger zu haben ist als fertig konfektionierter Film.
  4. Weil ich so endlich einen eigenen Blog mit Leben füllen kann.
Punkt 4 ist natürlich nicht ganz ernst zu nehmen. Den Blog hab ich ins Leben gerufen, um meine gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse geordnet und wiederauffindbar zu sammeln. Und vielleicht kann ja auch der eine oder andere sogar was mitnehmen oder eigene Erfahrungen beisteuern.
 
Das war's erstmal von meiner Seite zur Einleitung. Im nächsten Artikel geht's darum, wie es zu alledem kam und was meine ersten Schritte waren.


1 Kommentar:

  1. Ist bei deiner dritten Begründung für den Spaß (finanzielle Aspekte) neben dem eigentlichen Film auch die Chemie und die Apparaturen der Entwicklung mit eingerechnet?

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