Dienstag, 26. November 2013

Fotografieren mit Cinefilm V - oder: What a Colorful World

Ja, liebe Leser, es ist vollbracht. Ich habe meine erste C-41-Entwicklung erfolgreich absolviert!

Verwendet habe ich das C-41-Digibase-Kit von Rollei. Für Interessierte gibt's hier bei maco die Verarbeitungsanleitung. Bestellt hatte ich das Mini-Kit für 500ml Arbeitslösung, das nach Herstellerangaben je nach Empfindlichkeit für 10 - 12 Filme mit 36 Aufnahmen reichen soll.

Mit der ganzen Rem-Jet-Problematik hatte ich wie im letzten Artikel bereits erwähnt zunächst vor, einen ganz normalen Farbnegativfilm zu entwickeln, der tatsächlich für C41 gebaut ist. In einem kurzen Anflug geistiger Umnachtung hatte ich allerdings schon meine beiden Filmspiralen in die AP-Entwicklungsdose geladen: Eine wie geplant mit "normalem" Film und die andere mit einem 36er-Streifen Vision2, den ich relativ schnell zu Hause und in Ilmenau, wo ich studiere, vollgeknipst hatte; belichtet auf 500 ASA und ohne Konversionsfilter.

Dem geneigten Leser fällt wahrscheinlich auf: Zwei Filme in einer Entwicklungsdose und nur 500ml Arbeitslösung? Das langt doch nicht!

Zum Glück fiel mir das auch noch rechtzeitig auf. Glücklicherweise fand sich eine ziemlich lichtdichte, schwarze Plastiktüte. In diese konnte ich eine Filmspirale aus der Entwicklungsdose packen und in der Eckbank in der Küche verschwinden lassen. Und da ich mir nicht gemerkt hatte, auf welcher Spirale welcher Film aufgewickelt war, war ab diesem Moment die große Frage: Welchen Film entwickle ich jetzt eigentlich gleich?

Egal. Irgendwas würde schon dabei rauskommen, dachte ich mir.

Die Entwicklung bei 38°C ist ja als Standard empfohlen. Allerdings habe ich mich bei den relativ kurzen Zeiten etwas unwohl gefühlt. Daher habe ich mich für die Variante mit 25°C entschieden. Mit allem Pipapo ist man dann zwar mit einer gute halbe Stunde dabei, aber dafür sind zeitliche Abweichungen im Prozess nicht ganz so tragisch. In der oben schon verlinkten Anleitung sind sogar die Zeiten für eine Entwicklung bei 20°C aufgeführt, allerdings dauert dann alleine diese schon 21 Minuten. Nicht angegeben sind dort übrigens Zwischenwässerungen zwischen den Chemiebädern. Hier im aphog-Forum hat Hartmuth Schröder jedoch eine wirklich gut geschriebene Anleitung mit den einzelnen Verarbeitungsschritten verfasst. Trotzdem folgt jetzt nochmal eine Zusammenfassung, wie ich alles gemacht habe.

Zunächst habe ich am Vorabend der Entwicklung Bleich- und Fixierbad angesetzt. Das ist relativ einfach und geht genau wie in der Anleitung. Für 500ml Bleichbad müssen 360ml Wasser auf 35 - 40°C temperiert werden und schließlich die 140ml Bleichbad-Konzentrat hinzugefügt werden. Das ganze kam dann in eine 1-Liter-Plastikflasche, wie ich sie für meine Fotochemie oft benutze (sieht ungefähr so aus, nur ohne Etikett) und die wurde schließlich noch beschriftet. Leider habe ich keine 0,5-Liter-Flaschen. In diesen wäre die Haltbarkeit der Arbeitslösung sicher besser, da es ja immer heißt, dass der Luftsauerstoff die Lösungen schneller unbrauchbar werden lässt.

Ähnlich bin ich mit dem Fixierer verfahren. 400ml auf 32 - 40°C temperieren, die 100ml Fixiererkonzentrat dazu und in eine Laborflasche füllen und diese dann beschriften.

Bevor es dann an die Entwicklung ging, habe ich noch den Farbentwickler aus Wasser und den drei Konzentraten A, B und C zusammengemischt. Dazu werden 345ml Wasser mit 49°C benötigt. Dort kommen dann von den drei Konzentraten jeweils 50ml hinein, sowie 5ml vom Starter. Und zum Schluss natürlich alles wieder in eine beschriftete Laborflasche. Komisch beim Anmischen fand ich, dass von Teil A und Teil B jeweils genau 50ml Konzentrag in der betreffenden Flasche waren. Auf der Flasche von Teil C stand als Füllmenge "50ml + 15ml". Daher habe ich sicherheitshalber die benötigten 50ml Konzentrag für jeden Teil mit einer der dem Kit beigelegten Spritzen entnommen. Teil A und B lagen meines Erachtens mit ca. 48ml Füllmenge noch im akzeptablen Bereich (vielleicht bin ich auch zu blöd, die Skala auf einer Spritze abzulesen..). In der Flasche von Teil C war nach Entnahme der 50ml auch tatsächlich noch ein kleiner Schluck drin. Liebe Rollei-Digibase-Leute, falls ihr das lest: Warum ist das so? Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Aber natürlich ist mir das eindeutig lieber, als wenn zu wenig drin wäre.

Im Anschluss habe ich im Spülbecken die Chemie auf ca. 26 - 27°C gebracht und in mehreren Messbechern Wasser für die Zwischenwässerungen temperiert und bereit gestellt. Übrigens hatte ich mich gegen die Verwendung des Stabilisator-Bades und stattdessen für eine Schlusswässerung entschieden. Mein Rezept sah also laut Anleitung und dem Text von Herrn Schröder im aphog-Forum folgendermaßen aus:
  1. 2,5min vorwässern
  2. 13min entwickeln
  3. 2min zwischenwässern
  4. 2min zwischenwässern
  5. 6min bleichen
  6. 2min zwischenwässern
  7. 7min fixieren
  8.  Schlusswässern
    1. 4x kippen
    2. 8x kippen
    3. 16x kippen
    4. 32x kippen
Alle Bäder waren vor dem Hineinkippen in die Entwicklungsdose bei ca. 26 - 27°C, um in meiner Vorstellung im Mittel bei 25°C zu liegen, bis ich sie wieder auskippe. A propos Kippen: Die Dose habe ich immer nach Anleitung alle 30s einmal gekippt. Das entspricht nicht meinem gewohnten Kipprhythmus für die Schwarzweiß-Entwicklung, aber man ist ja flexibel. Die AP-Entwicklungsdose fordert für einen 135er-Film eine Mindestmenge von 375ml Arbeitslösung. Zur Sicherheit (und weil's viel besser abzumessen ist) habe ich mich allerdings für 400ml Entwicklerlösung entschieden. Beim Bleich- und beim Fixierbad kam mir allerdings die Idee, dass ich gleich die ganzen 500ml in die Dose füllen könnte. Das habe ich dann auch gemacht, denn schließlich wird die gebrauchte Teillösung beim Zurückkippen in den Vorratsbehälter sowieso wieder mit der frischen Lösung vermischt. Da spart man sich das Abmessen.

Bestimmt ist die Frage aufgetaucht, warum ich nach dem Entwickler zweimal jeweils eine Minute zwischengewässert habe. Die Antwort folgt auf dem Fuß: Beim Ausgießen des ersten Zwischenwässerungswassers (schönes Wort) kam eine richtig graue Brühe aus der Dose gelaufen. Das war der Moment, in dem mir dann auch klar war, dass da wohl der Vision2 gerade malträtiert wird und sich hier soeben die Rem-Jet-Beschichtung verabschiedet. Da das Wasser wirklich ganz schön grau war, habe ich mich entschieden, noch eine weitere Zwischenwässerung durchzuführen. Danach kam dann auch wesentlich klareres Wasser raus. Der Entwickler hingegen sah gar nicht groß mitgenommen bzw. grau aus. Gut, ich habe auch keinen Vergleich, wie er bei normalem Farbnegativfilm aussehen müsste. Man darf gespannt sein, ob das negative Auswirkungen auf die Entwicklung des eingetütet bereit liegenden, "regulären" Films haben wird.

Nach den gefühlt ewig dauernden Schlusswässerungen war der Puls dann auch endlich erhöht und ich konnte die Dose öffnen, um den Film zu begutachten. Der erste Anblick: Eine ganz schön schmutzige Filmspirale. Das mussten wohl Reste von Rem-Jet sein.


Die Filmspirale von oben...

... und von der Seite/innen

Zunächst habe ich das Teil im Ganzen nochmal unter fließendes Wasser gehalten, um mit dem Strahl vielleicht noch den einen oder anderen Dreck abspülen zu können. Der Erfolg hielt sich in Grenzen, sei angemerkt. Nachdem ich die Spirale also geöffnet hatte, bot sich mir folgendes Bild auf dem gesamten Film:


Gemeint ist zum Glück nicht, dass überall unbelichtete Aufnahmen wären.

Überall auf dem Streifen waren noch fleckige Reste vom Rem-Jet zu finden. Deshalb musste ich dem Film unter fließendem Wasser nochmal zuleibe rücken und die Beschichtung mit den Fingern abreiben. Zum Glück hat sie sich zumindest meiner ersten Untersuchung zufolge nicht auf der Emulsionsseite abgesetzt. Auf manchen der Negative konnte ich ein paar dunkle Stellen erkennen, bei denen ich leider nicht genau sagen kann, ob sie vom Motiv herrühren oder ob sich leider doch etwas Rem-Jet eingelagert hat.

Zunächst habe ich den Film dann zum Trocken aufgehängt und im Anschluss die Gerätschaften wieder gereinigt. Meine Filmspirale wurde leider nicht wieder ganz sauber. Weiß jemand, ob man die bedenkenlos in die Spülmaschine packen kann? Mit Spülmittel geht der Dreck leider nicht ab, aber damit habe ich die Rem-Jet-Beschichtung auch nicht von einem Stück unentwickeltem Film entfernen können. Vielleicht muss ich einfach nochmal auch hier mit der Seife aus dem Bad ran. Die scheint ja Wunder zu wirken.

So. Genug gelabert, jeder will Ergebnisse sehen. Gescannt habe ich am nächsten Tag einen Streifen, nachdem ich den gesamten Film zusammengeschnitten habe, um ihn in eine Archivierungshülle zu packen. Bitteschön:

Bild 1

Bild 2

Bild 3
Bild 3 nach Bearbeitung


Bild 4

Bild 5 (leicht bearbeitet)

Wer jetzt entsetzt ist, darf das auch ruhig sein. Die Bilder sind wirklich nur für einen ersten, ganz groben Überblick mit nicht wirklich guter Qualität gescannt. Also bitte die Körnung und den Staub etc. nicht ganz ernst nehmen. Davon abgesehen ist mein Scanner auch nicht wirklich der beste (Epson V500). Für die allererste Begutachtung tun's die Scans aber meines Erachtens.

Mein erster Eindruck (die Körnung außen vor gelassen) ist: Ich bin begeistert! Das ist für außen Stehende möglicherweise nicht wirklich nachvollziehbar, aber ich bin zufrieden, den ganzen Prozess so hinbekommen zu haben, dass am Ende auch wirklich farbige Bilder rausgekommen sind.

Jetzt mal zu den einzelnen Bildern:

Bild 1 und 2 sind auf einem Parkplatz in Ilmenau unter dem Licht einer Natriumdampflampe aufgenommen worden. Diese strahlen nahezu monochromatisches Licht mit einer Wellenlänge von 690nm aus. Umgerechnet auf die Farbtemperatur sind das etwa 4200K. Da der Vision2 500T für 3200K entwickelt wurde und ich dem Scanner einfach erstmal freie Hand bei der Farbbalance gelassen habe, kommt das weiße Auto auch tatsächlich relativ weiß raus. Das denkt man kaum, wenn man sich das knallorangene Licht anschaut, das diese Natriumdampflampen raushauen. Außer der Körnung und einem Staubfaden fallen besonders am linken Rand des Bildes aber leider noch helle Flecken auf. Meine Befürchtung ist, dass sich hier noch Rem-Jet festgesetzt hat. Schließlich ist der dunkel und kommt somit bei der Umkehrung heller raus. Mit etwas Glück habe ich nur nicht alles von der Filmrückseite erwischt. Mit etwas Pech hat sich der Dreck aber in die Emulsion eingelagert und ist ohne Schaden kaum mehr zu entfernen. Dann muss tatsächlich ein Bad vor dem eigentlichen Entwicklungsprozess her, das die Schicht gut entfernt. Im Dunklen in der Badewanne zu hantieren klingt auch wieder nicht sehr attraktiv. "Schau'n mer mal", sagt der Beckenbauer. Das Gras im zweiten Bild erscheint auch einigermaßen grün und kann mit ein bisschen Bildbearbeitung sicher auch dem Original nahe kommen. Man sieht meines Erachtens auch, dass die Empfindlichkeit von 500 ASA eigentlich ganz gut erreicht wird.

Bild 3 habe ich der Scannerautomatik eigentlich komplett überlassen. Als Vergleich habe ich das Bild ad-hoc mal so bearbeitet, wie ich die Szene in Erinnerung hatte. Man sieht, dass der Film bei Tageslicht wirklich viel zu kalt wirkt. Der 85er-Konversionsfilter wird also nicht umsonst empfohlen. Auf Grund des hohen Kontrastumfangs der Szene ist sowohl der Himmel ausgebrannt als auch das (sämtliches einfallendes Licht schluckende) Fell von unserem Kater Maxi abgesoffen. Und wie immer sieht man: Je dunkler eine Bildpartie ist, desto körniger erscheint sie.

Bild 4 ist nochmal komplett unbearbeitet so wie frisch aus der Scannerautomatik. Auch hier: Körnig, staubig, bläulich.

Bild 5 habe ich geringfügig bearbeitet. Den Graupunkt habe ich auf den Teppich im oberen rechten Bildeck gesetzt, da der Teppich auch wirklich einfach nur grau ist. Dadurch konnte ich den bläulichen Farbstich beseitigen. Anschließend habe ich noch die Sättigung erhöht, mehr nicht. Auch hier sieht man auf der Filmdose leider wieder helle Flecken, die vermutlich vom Rem-Jet kommen. Aber ansonsten finde ich das Ergebnis durchaus ansehnlich und relativ realistisch.

Am besten zu sehen ist bei Bild 5 und bei der bearbeiteten Version von Bild 3 leider auch ein Kratzer, der sich wohl anscheinend über den ganzen Film zieht. Aber was solls, beim ersten mal gelingt schließlich selten alles gleich perfekt.

Ich denke, mit etwas mehr Herzblut beim Scannen oder gar beim Print aus dem Minilab könnte da war wirklich Gutes rauskommen. Bei Gelegenheit werde ich auf jeden Fall noch ein paar Übersichtsscans von den restlichen geschnittenen Filmstreifen anfertigen und ggf. auch mal etwas mehr Arbeit in ein, zwei "bessere" Bilder stecken. Dann gibt's wieder einen Artikel hier. Bis dahin gilt wie immer: Wenn Fragen sind, immer fragen.

2 Kommentare:

  1. "Vielleicht muss ich einfach nochmal auch hier mit der Seife aus dem Bad ran. Die scheint ja Wunder zu wirken." Das Wunder: Die Seife ist basisch. ;-)

    Remjet ist ein im basischen Millieu lösliches Polymer (deswegen wird oft Waschsoda empfohlen), leider löst es sich aber nicht schon durch eintunken vollständig, man muß es abwischen. Ich suche auch noch nach einer eleganteren Lösung.

    Gruß
    Hein

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  2. Hallo Hein,

    vielen Dank für deinen Kommentar. Jetzt wo du es sagst, erschließt sich mir die Wirkung der Seife auch^^

    Ich habe schon eine Prozedur gefunden, die mit Waschsoda auch einigermaßen funktioniert. Noch nicht ideal, aber immerhin schon so, dass die Entwicklungsbäder nicht verdrecken, weil sich die Beschichtung schon vorher größtenteils löst. Was durch das Waschsoda nicht runtergeht, kriegt meines Erachtens auch der Entwickler nicht weg. Aber darüber gibt es in den nächsten Tagen natürlich noch einen Artikel :)

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