Im letzten Artikel ging es ja um die verschiedenen "Zustände" und das Aussehen des Kodak Vision2. Im Folgenden berichte ich von meinen Erfahrungen, wie der Film in die Kamera zu bekommen.
Das grundsätzliche Problem besteht ja wie bereits erwähnt darin, dass eine Rolle mit 1000 Fuß Filmmaterial am laufenden Band nicht gerade einfach zu handhaben und schon gar nicht in eine Kleinbildkamera zu bekommen ist. Aus diesem Grund habe ich kurzerhand die Patrone eines Fuji Superia 200 hergenommen. Den Originalfilm habe ich nicht durch Öffnen der Patrone entnommen, sondern ihn einfach aus dem Patronenmaul wieder herausgezogen. Lässt man beim Abschneiden ein kleines Stück stehen, kann man daran relativ einfach die Meterware vom Vision2 mit einem Stück Tesa ankleben. Genau das habe ich im Dunkeln auch gemacht und dann durchs Patronenmaul den Cinefilm aufgespult. Es waren ca. zwei Wicklungen der großen Rolle, bis der Patronenkern sich nur noch schwer drehen ließ. Wie sich später herausstellte, waren somit auch relativ genau 36 Bilder drin. Da ein 36er-Film etwa 1,65 Meter lang ist, kann man sich jetzt leicht ausrechnen, wie groß der Durchmesser der vollen Vision2-Rolle ist (Spoiler: ca. 26cm).
Alles wieder eingepackt und die Dunkelheit verlassen, habe ich den Film in die Kamera eingelegt. Sehr genaue Verschlusssteuerung, solide Bauweise, Spiegelvorauslösung und motorischer Filmtransport sowie die Möglichkeit zum Anschluss eines mechanischen Drahtauslösers ließen meine Wahl auf die F4 fallen. Da sie den Film per Motor einzieht, musste ich auch keine Lasche in den Anfang schneiden, die bei manuellen Kameras in die Aufwickelspule gepfriemelt wird. Da ich so lange Film aufgespult hatte, bis es wirklich schwer ging, jaulte auch der Motor der F4 ein bisschen beim Vorspulen der ersten Leerbilder.
So vorbereitet schnallte ich die Kamera auf ein Stativ und richtete sie mit dem AF-Nikkor 85mm f/1,8 auf eine statische Szenerie mit zweierlei Beleuchtung: Einer Glühlampe von der Zimmerdecke und einem LED-Spot (Warmweiß) in der Schreibtischlampe. Hier ein digitales Vergleichsbild:
Aufnahmeszenerie zum Filmtest (1/25s; f/3,8; ASA 1600) |
Bewusst wurde hier eine Mischlichtsituation mit hohen Kontrasten gewählt, um "Weißabgleich" und Belichtungsspielraum des Vision2-Materials zu testen. Der Weißabgleich im gezeigten Digitalfoto wurde manuell auf 3030K eingestellt, was den 3000K des warmweißen LED-Lichts am nächsten kommt. Der Vision2-Film ist ja wie bereits erwähnt für 3200K gedacht. Farblich sollte das analoge Bild also dem hier gezeigten digitalen zumindest einigermaßen ähnlich sein, nur ein bisschen wärmer. Die Aufnahmeparameter an der F4 waren 1/30s; f/2 und logischerweise ASA 500. Mit Spiegelvorauslösung und Drahtauslöser zur Minimierung des Verwacklungsrisikos wurden nun Belichtungsreihen aufgenommen mit dem Schema 0, -1, -2, +1, +2 mittels Veränderung der Belichtungszeit. Dies dient gleich zu zweierlei Zwecken: Erstens kann dadurch eine mögliche Verringerung der Empfindlichkeit des Materials durch unbekannte Lagerdauer ermittelt werden. Zweitens habe ich dadurch die Möglichkeit, die idealen Entwicklungsparameter zu testen. Zunächst soll die aufgenommene Szenerie in Schwarzweiß-Chemie entwickelt werden, um die Tauglichkeit des Vision2 als SW-Material auszuloten. In diesem Fall ist die Betrachtung des "Weißabgleichs" natürlich obsolet. Auf den eingespulten Film passten sieben komplette Belichtungsreihen zu je fünf Bilder. Zur Entwicklung kann er in sieben gleiche Stücke geschnitten werden, die jeweils unterschiedlich lang entwickelt werden sollen. Dazu bin ich jedoch noch nicht gekommen. Wenn ich soweit bin, folgen weitere Informationen natürlich wie immer auf dem Fuß.
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